Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Die Faszination von Außenseitern

28. Januar 2013

Detailausschnitt des Veranstaltungsplakats

In ihrem Vortrag „Juden und Zigeuner im europäischen Geschichtstheater“ am 4. Februar 2013 um 19.00 Uhr im Konstanzer Kulturzentrum am Münster spricht Monica Rüthers, Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg, über Räume und Rollen, welche diesen Minderheiten bis heute zugewiesen werden. Zu der Veranstaltung des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen.

Was hat das jüdische Kulturfestival in Krakau mit der Zigeunerwallfahrt in Saintes-Maries-de-la-Mer gemeinsam? Sie üben eine große Faszination auf ihr Publikum aus, nehmen  sie doch „exotische“ Nischen in der europäischen Kulturlandschaft ein. Doch rührt diese Faszination gerade auch daher, dass ein integriertes Europa sich gegenüber Randgruppen abschottet, sodass Juden und Zigeuner in ihrer Rolle als Grenzfiguren  verharren. Denn eine Abgrenzung gegenüber dem Anderen stärkt das europäische Gemeinschaftsgefühl in der ‚Union’.

Monica Rüthers stellt in ihrem Vortrag aktuelle kulturelle Aufführungen des Jüdischen und Zigeunerischen in Festivals und touristischen Veranstaltungen vor und zeigt Filmausschnitte dazu. Für ihr gleichnamiges Buch erforschte die Historikerin Unterschiede und Parallelen beider Gruppen im europäischen Bewusstsein seit der Wende von 1989/90. Während Europa angesichts des Holocaust das jüdische Erbe als verlorenen kulturellen Reichtum inszeniert, werden gerade die Roma, ebenfalls Opfer des Genozids, in migrationspolitischen Debatten immer noch als Gefahr wahrgenommen. Dabei gibt es, wie Frau Rüthers anschaulich aufzeigt, etliche Gemeinsamkeiten zwischen den populären und nostalgisch verklärten Bildern von Juden und Sinti und Roma.

Aleida Assmann, Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz, moderiert diese Veranstaltung des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ in Kooperation mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee-Region. Der Eintritt ist frei.